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Publikationen

Wie Anton S. Makarenko ein Klassiker der Pädagogik wurde

Zum Stand der Makarenkoforschung in Deutschland
von Dreier-Horning, Anke

Anton Semjonowitsch Makarenko (1888-1939) leitete in den 1920er/30er Jahren mehrere Kolonien für straffällige Kinder und Jugendliche in der Ukraine. Sein literarisches Hauptwerk Pädagogisches Poem“ wurde in über 40 Sprachen übersetzt. Bis heute gilt er als Klassiker der Pädagogik – zu Recht? In der DDR und der BRD wurde Makarenko zum Gegenstand des Kalten Krieges, sogar mit unterschiedlichen Übersetzungen in Ost und West. Die einen erklärten ihn zum bürgerlichen Reformpädagogen, die anderen zum kommunistischen Pädagogen. Kritiker hingegen sahen in ihm einen Stalinisten.

Anke Dreier-Horning spürt die unterschiedlichsten Narrative und Mythen der Rezeption Makarenkos in Ost und West auf und konfrontiert diese mit den historischen Tatsachen. Ihre Analyse dekonstruiert bestehende und bisher als verlässlich angesehene Erzählformen, indem sie wirkungsmächtige Faktoren (z.B. die Erhebung Makarenkos in den Rang eines Klassikers) sichtbar macht und problematisiert.

Jugendhilfe und Heimerziehung der DDR

Sozialpädagogische, rechtliche und politische Grundlagen. Heimsystem und Einrichtungen. Folgen und Aufarbeitung.
Mit Beiträgen zum Rehabilitierungsrecht und zum Fonds Heimerziehung von Burkhard Bley
Herausgeber: Die Landesbeauftragte für Mecklenburg-Vorpommern für die Aufarbeitung der SED-Diktatur

Ende 2012 erschien die mittlerweile vergriffene erste Auflage der „Einführung. Heimerziehung der DDR“. Für die Arbeit mit Betroffenen, für die Beratung, aber auch zur Information der Öffentlichkeit ist eine systematische und kompakte Handreichung notwendig, welche die Entwicklung sowie den aktuellen Stand der Aufarbeitung und der Forschung widerspiegelt. Die vorliegende überarbeitete und ergänzte Ausgabe bietet eine systematische Einführung in sozialpädagogische, rechtliche und politische Grundlagen der Jugendhilfe und Heimerziehung der DDR, in das System der Heime und seine Einrichtungen, zu den Folgen für Betroffene und zur Aufarbeitung eines besonders unrühmlichen Kapitels der Diktaturgeschichte der DDR. Ein Aufsatz zum 2018 beendeten Fonds Heimerziehung, ein Ratgeber zur Rehabilitierung für ehemalige DDR-Heimkinder sowie eine Liste aller bekannten DDR-Spezialheime ergänzen den Band.

Kinder und Jugendliche in Behindertenhilfe und Psychiatrie der BRD und DDR 1949 bis 1990

Im Oktober 2018 beauftragte die Stiftung Anerkennung und Hilfe eine Forschungsgruppe damit, Leid und Unrecht zu untersuchen, das Kinder in stationären Einrichtungen der Behindertenhilfe und der Kinder- und Jugendpsychiatrie in West- und Ostdeutschland nach 1945 erfahren haben. Die Ergebnisse der Untersuchung auf Basis von schriftlichen Quellen und Zeitzeugenaussagen werden in diesem Band entlang von 17 Fallstudien vorgestellt.

Aufarbeitung und soziale Betreuung ehemaliger Heimkinder:

Dokumentation der erweiterten Fachbeiratssitzung der Berliner Anlauf- und Beratungsstelle am 14. Juni 2016

Aufarbeitung der Heimerziehung der 40er bis 90er Jahre bedeutet nicht nur, ehemalige Heimkinder finanziell zu entschädigen (was durch die Fonds Heimerziehung bereits erfolgte), sondern auch die Spätfolgen zu lindern. Der Fachbeirat der Berliner Anlauf- und Beratungsstelle für ehemalige Heimkinder (ABeH) versucht daher, die sozialpädagogischen Bedürfnisse der Betroffenen zu artikulieren und die Erkenntnisse des Aufarbeitungsprozesses sowohl der Öffentlichkeit als auch den Betroffenen zugänglich zu machen – auch um derartiges Unrecht künftig zu verhindern.°°Karsten Laudien, Manfred May und Stefan Trobisch-Lütge präsentieren die Ergebnisse der Überlegungen und stellen konkrete Projekte zum Wissenstransfer sowie zur Betreuung und Beratung ehemaliger Heimkinder vor. Ergänzt werden diese mit Ausschnitten aus Interviews mit Betroffenen, die eindrücklich die Bedeutsamkeit des Aufarbeitungsprozesses belegen. Gerade der Umgang mit Menschen, denen in der Vergangenheit schuldlos Unrecht zugefügt wurde, ist ein Gradmesser für die Möglichkeiten unserer Gesellschaft, Gerechtigkeit herzustellen und Anerkennung zu verteilen.

Die Jugendhilfe im Berliner Stadtbezirk Lichtenberg (1945-1989) zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Diese Studie ist durch einen Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg zur Aufarbeitung der Jugendhilfe im Stadtbezirk initiiert worden. Der Bezirk Lichtenberg in Berlin war bis Oktober 1949 Sitz der sowjetischen Militäradministration und bis 1989 Sitz des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR. Die Autoren beschäftigen sich mit der Heimerziehung des Bezirkes von 1945 bis 1989. Dabei geht es nicht allein um die Kinderheime und deren Erziehungspraxis, sondern auch um die Tätigkeit der Jugendfürsorger und Jugendhelfer im Vorfeld der Heimeinweisungen. Es wird dabei anhand exemplarischer Fälle die Arbeitsweise der DDR-Jugendhilfe und deren pädagogische Grundhaltung nachvollzogen.

Handbuch Philosophie der Kindheit Kindle Ausgabe

von Johannes Drerup (Herausgeber), Gottfried Schweiger (Herausgeber) Format: Kindle Ausgabe

Was macht ein Kind zu einem Kind? Sind Kinder ihren Eltern zur Dankbarkeit verpflichtet? Ist die Schulpflicht eine legitime staatliche Vorgabe? Gibt es ein Recht darauf, Kinder zu haben?

Das Handbuch liefert einen systematischen Überblick über die zentralen Konzepte und Theorien sowie die wichtigsten Diskussionsfelder der Philosophie der Kindheit. Zur Debatte stehen neben dem moralischen, rechtlichen und politischen Status von Kindern auch Fragen nach dem instrumentellen oder intrinsischen Wert der Kindheit sowie nach historischen Veränderungen im gesellschaftlichen Umgang mit Kindern.

Darin: Anke Dreier-Horning: „Kinderarbeit“ und Karsten Laudien: „Adoption“

End der Anstalten?

Großeinrichtungen, Debatten und Deinstitutionalisierung seit den 1970er Jahren (Forschungen zur Regionalgeschichte

Seit den 1960er Jahren standen „Anstalten“ in der Kritik. Sie galten als starres Instrument der Sozialpolitik, als totale Institutionen und Widerspruch zu zeitgemäßen Lebensformen. „Deinstitutionalisierung“ lautete das neue Paradigma. Der gesellschaftliche Umgang mit Hilfebedürftigen und Randgruppen sollte nicht länger der Eigenlogik eines ghettoisierenden Systems folgen, sondern individuellen Bedürfnissen und Ansprüchen der Betroffenen Rechnung tragen. Seither entwickelten sich offene, integrative und gemeindenahe Hilfeangebote und -formen.
Die Autorinnen und Autoren spüren diesen Entwicklungen auf unterschiedlichen Feldern nach. Sie fragen nach Entstehungsbedingungen, Widersprüchen und Beharrungskräften. Schließlich war der Wandel keine konfliktfreie Erfolgsgeschichte. Das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben musste von den Betroffenen häufig erst erstritten werden. Regional und transnational vergleichend nehmen die Beiträge die Heimerziehung und die Jugendhilfe, die Versorgungsstrukturen für Menschen mit Behinderungen, die Psychiatrien sowie den Umgang mit Strafgefangenen, Obdachlosen und Suchterkrankten in den Blick. Damit eröffnet der Band erstmals einen systematischen Überblick über das „Ende der Anstalten“ seit den 1970er Jahren.

Impuls Schleiermacher

Aktuelle Diskussionsfelder – rückblickend zum 250. Geburtstag Taschenbuch – 1. Januar 2021

von Anusheh Rafi (Herausgeber), Karsten Laudien (Herausgeber), Robert Wunsch (Herausgeber), & 1 mehr

Mit dem vorliegenden Band möchten die Herausgeber auf die Aktualität vieler Gedanken Friedrich Daniel Ernst Schleiermachers (1768–1834) hinweisen. Sie wollen Menschen, die sich bislang nicht oder nur wenig mit Schleiermacher befasst haben, den Zugang zu diesem kreativen Denker erleichtern und ihnen Lust machen, sich eingehender mit ihm aus­einanderzusetzen. Das Ziel der in diesem Band versammelten Aufsätze besteht folglich nicht darin, eine allein im historischen Abstand verbleibende Klassikerpflege zu betreiben, sondern vielmehr die Aktualität Schleiermachers für gegenwärtige Debatten der Sozialwissenschaften aufzuweisen. Die Anregungen und Impulse, die aus der Auseinandersetzung mit Schleiermacher gezogen werden können, umfassen dabei ein breites Themenspektrum – ausgehend von Fragen der Erziehung und Bildung über sein Verständnis von Freundschaft und Kommunikation bishin zu seiner immer noch hochgradig originellen Theorie der Religion.

Darin: Karsten Laudien: „Denn keiner möchte ohne Freunde leben, auch wenn er alle übrigen Güter besäße“

Jugendhilfe und Heimerziehung im Sozialismus:

Beiträge zur Aufarbeitung der Sozialpädagogik in der DDR

Die Heimerziehung und Jugendhilfe der DDR beschäftigt erst seit Kurzem Öffentlichkeit, Politik und Medien. Das Wissen um das Schicksal tausender Betroffener, die Gewalt und Unrecht in den Einrichtungen der Jugendhilfe erfahren haben, führte zu einer ersten wissenschaftlichen Aufarbeitung des Themas. Dabei galt es, zunächst die Erziehungsvorstellungen und -methoden der DDR-Pädagogik zu erforschen und ihre°°Funktionsweise nachzuzeichnen. °°°°Dieser Aufsatzband beschäftigt sich mit Sonderbereichen der Sozialpädagogik in der DDR, die bislang nicht im Fokus der Aufarbeitung standen und dennoch einen wichtigen Teil des gesamten Phänomens Jugendhilfe und Heimerziehung darstellen. Erstmals wurden u.a. die Säuglingsheime der DDR, die Medikamentenvergabe in den Heimen und die Ausbildung von Heimerziehern erforscht. Ein Aufsatz beschäftigt sich zudem mit dem Einfluss der Staatssicherheit auf die Jugendhilfe der DDR. °°°°Das interdisziplinäre Forschungsprojekt, in dessen Rahmen dieser Aufsatzband entstand, vereinigte Wissenschaftler aus den Bereichen der Rechts-, Geschichts-, Politik- und Erziehungswissenschaft sowie der Soziologie und Philosophie. Ihre gemeinsame Arbeit leistet einen wichtigen Beitrag zur historischen und gegenwärtigen sozialpädagogischen Forschung.

Zwangsarbeit: Über die Rolle der Arbeit in der DDR-Heimerziehung

Die DDR-Heimerziehung ist trotz zahlreicher Veröffentlichungen in jüngster Zeit ein noch immer kontrovers diskutiertes Feld. Zu wenig weiß man bisher über die konkreten Lebensbedingungen in den Einrichtungen der Jugendhilfe und zu widersprüchlich ist die nachträgliche Bewertung des Heimaufenthaltes seitens der Betroffenen.

Die Arbeitssituation von Kindern und Jugendlichen in DDR-Jugendhilfeeinrichtungen war Gegenstand einer von der Ostbeauftragten der Bundesregierung in Auftrag gegebenen Studie, deren Ergebnisse hier präsentiert werden. Die Autoren werfen einen differenzierten Blick auf ein komplexes System, das von Arbeitserziehung, Strafarbeit, Berufsausbildung bis hin zu Arbeit unter Zwang reichte, und stellen die rechtlichen Möglichkeiten und Grenzen von Arbeitseinsätzen in der DDR-Heimerziehung dar. Ein besonderer Fokus liegt auf den Auswirkungen der Arbeitsformen auf die weitere Biografie der Betroffenen und deren heutiger Bewertung der Erlebnisse. Abschließend geht es um die Frage, ob Arbeitsbedingungen und -tätigkeiten in den Heimen der DDR eine Form von Zwangsarbeit darstellten.